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Feuer und Wind

Gefühlt sind wir doch gerade erst hier angekommen- und trotzdem ist dies heute schon der letzte Beitrag aus der Türkei 😢

Eine weitere Nacht und ein Tag Pause auf Cunda Adasi verringern zumindest den Knie- Umfang und es humpelt sich auch ein wenig flüssiger 🤪 Wir verlassen die Halbinsel gen Norden und ignorieren schweren Herzens Assos, weil man hier durchs Dorf den Berg hinauf zum Athenatempel wackeln muss, um dann dafür gleichzeitig den besten Blick über die nördliche Ägäis genießen zu können 😩 leider keine Option als Humpelinchen… Wir schlagen uns stattdessen in einer Oliven-Kooperative ordentlich die Bäuche voll 😂

Unser Nachtlager auf Höhe der Insel Bozcaada ist nett, aber nicht spektakulär. Wir stehen zwar direkt am Meer, aber ohne Schatten, zwischen vielen türkischen Mini-Wohnwagen und der Wind ist stellenweise so heftig und böig, dass wir immer wieder strandsandgestrahlt werden. Als Nachtquartier und zum abkühlen aber mehr als ausreichend.

Kurz überlegen wir, ob der mangelnden fußläufigen Besichtigungsoptionen, einen Abstecher mit der Fähre nach Bozcaada zu machen – bis wir die Schlange am Fähranleger sehen 😂 Ist raus, da würden wir den Tag mit anstehen verbringen 🙈

Dafür gibts ne schöne Tour abseits großer Straßen die Küste entlang, durch viel landwirtschaftlich genutzte Fläche und kleine Dörfer. Zwischendurch gibts dezente Hinweise, in welchem Land man sich befindet 😂

Wir wollen in Canakkale Vorräte auffüllen und vlt. nen kleinen Stopp einlegen, falls sich für Emma ein Plätzchen finden sollte, dass nicht ganz aus der Welt ist.

Doch soweit kommen wir gar nicht. Die Rauchsäule, die sich schon eine Weile am Horizont abzeichnet und von der wir ursprünglich noch denken, der Brandherd befände sich auf der Gelibolu-Halbinsel, also mit den Dardanellen dazwischen, wird immer größer und schwärzer, durchs Teleobjektiv sieht man Flammen lodern und dann tauchen plötzlich auch die Löschhubschrauber über uns auf.

Noch ist nichts gesperrt, google weiß von nichts und vlt verläuft die Straße ja weit genug am Brandherd vorbei- in Portugal hatten wir das schon öfter. Tut sie aber nicht. Kurz vor Canakkale, bei Cinarli, nehmen die Schaulustigen zu, der Verkehr staut sich plötzlich und Menschen in Zivil fordern zum U-Turn auf. Zurecht- wie deutlich zu sehen ist.

Bei der Fahrt zurück kommen uns dann Feuerwehr und Polizei entgegen, die -nun Gegenrichtung- ist ab den folgenden Kreuzungen abgesperrt, es bleibt nur der Weg zurück.

Erst die Suche auf türkisch im Netz liefert im Laufe des Tages dann ein wenig Aufklärung: der Brand war wohl tatsächlich erst neu entstanden und ist bis an bewohntes Gebiet gedrungen, es musste evakuiert werden und in Folge des Brandes wurden sogar die Dardanellen für den Schiffsverkehr gesperrt. Wir waren wohl tatsächlich kurz nach dem Aufflammen da- und noch nie so nah an einem Waldbrand. Sehr beängstigend und keine Erfahrung, die man braucht – und das, wo wir einfach rumdrehen konnten 🥺

Wir müssen jedoch die Dardanellen überqueren, um auf den europäischen Kontinent zurückzukehren, was per Fähre oder Brücke bei Canakkale geht- alternativ müssten wir tatsächlich das Marmara-Meer umrunden und das wiederum könnte eng werden mit Schreibtisch am Montag. Wie machen um den Brand also einen großen Bogen, kehren hinter Canakkale an die Dardanellen zurück und können ohne weitere Einschränkung über die längste Hängebrücke der Welt fahren.

Mit einer Spannweite von 2023m und einer gesamten Länge von 3869m ein beeindruckendes Bauwerk- besonders vom gestrigen Stellplatz aus 😁

Der heftige und anhaltende Wind, der auch die Brände im wahrsten Sinne übers Land treibt, rüttelt nachts ordentlich am Womo und wird uns auch heute weiter begleiten.

Im Städtchen Gelibolu füllen wir ein letztes Mal den Kühlschrank und finden dann – hoch oben am Leuchtturm- einen perfekten Parkplatz. Tolle Aussicht und eine wunderbare Promenade in die Stadt. Bevor der Urlaub zum Rentnerausflug wird muss das Knie da jetzt durch.

Das Knie ist tapfer und wir werden mit lecker Mittagessen im Hafen belohnt und stellen anschließend auf dem Rückweg durch die Stadt zum Parkplatz fest, dass in Gelibolu wohl Markttag ist. Berge von Oliven, Käse, Obst, Gemüse und Kleidern säumen unseren Weg bis kurz vors Auto- schade eigentlich, dass wir schon einkaufen waren 😵‍💫

Zweimal Kühlschrank füllen is nich- wir machen uns auf den Weg zum letzten Stellplatz in der Türkei. Wir verabschieden uns von der Ägäis, werden ab Sarköy aber mit einer tollen Strecke direkt am Meer überrascht, grünblau soweit das Auge reicht und am Ende ein Stellplatz, der alle Wünsche erfüllt und ein letztes Mal unseren Meer-Speicher füllen muss.

Morgen geht’s dann tatsächlich nicht nur weiter in Richtung, sondern in großen Sprüngen zurück in die Heimat. Zumindest mal bis nach Bulgarien bis kurz vor die serbische Grenze- so die türkisch-bulgarische Grenze will…

Bis dahin genießen wir den Wind (sogar ich 🤪), das Wellenrauschen und das glitzernde Mondlicht auf dem Meer 😍

Wehmütige Grüße 🙋‍♀️